Immense Veränderungen prasseln auf uns ein. Ein Kraftakt für uns alle! Wie schaffen wir es, ruhig zu bleiben und uns nicht entmutigen zu lassen? Vielleicht mit einer Analogie aus der Natur? Der Imago-Prozess liefert wertvolle Ansätze.

Unternehmen sind wie lebende Organismen. Über die Jahre haben sich Muster, Blockaden sowie ein eigenes Immunsystem ausgeprägt. In der 3. Industriellen Revolution (Welt 3.0) hat dieses System gut funktioniert. Die 4. Industrielle Revolution (Welt 4.0) und die damit einhergehende fundamentale Veränderung von Gesellschaft, Bildung sowie Wirtschaft stellt nun sowohl Unternehmen als auch Bildungseinrichtungen, Krankenhäuser und Verwaltungen vor grosse Herausforderungen. Wollen sich Unternehmen auf die Reise in Richtung Welt 4.0 begeben, sind viele lange bestehenden Muster und Blockaden nicht mehr hilfreich oder sogar hinderlich – oft wird alles dafür getan, um den Status Quo zu erhalten. Das «Immunsystem» des Unternehmens versucht, Eindringlinge in Form von Veränderungen der Technologie (Internet of Things, Künstliche Intelligenz), der Organisation (Kultur, Netzwerk) oder der Menschen (Mindset, Verhalten) zu bekämpfen.

Nachhaltige Implementation von Veränderungen

Mit der 4. Industriellen Revolution geht auch eine neue Welle der Digitalisierung einher, die viele Veränderungen mit sich bringt. Durch die Covid-19-Pandemie haben die Chancen und Möglichkeiten der Digitalisierung in vielen Unternehmen an Bedeutung gewonnen. Spätestens jetzt steht das Thema digitale Transformation auf der CEO-Agenda ganz oben.

Die sogenannten «First Mover» haben bereits seit einigen Jahren Initiativen rund um exponentielle Technologien (IoT, Künstliche Intelligenz, Blockchain), New Work (Holacracy, Sociocracy, Netzwerk-Organisation) oder Kulturwandel initiiert, die in den allermeisten Fällen jedoch nicht zum gewünschten Ergebnis geführt haben. Viele Digitalisierungsinitiativen werden immer noch abgebrochen oder nicht erfolgreich abgeschlossen.

Diese Problematik haben wir von Team-Factory zum Anlass genommen, um gemeinsam mit unseren Kunden herauszufinden, wie es Organisationen schaffen können, notwendige Veränderungen nachhaltig zu implementieren und kontinuierlich weiterzuentwickeln. Entstanden ist die «Imago-Transformation von Organisationen». Dabei haben wir uns von biologischen Prozessen, die in der Natur gang und gäbe sind, inspirieren lassen.

Die Imago-Transformation in der Natur

Wenn sich eine Raupe in einen Schmetterling verwandelt, geschieht dies in einem sehr intelligenten Prozess, bei dem aus Altem Neues entsteht. Hierbei laufen zwei Prozesse parallel ab: Im ersten Prozess beginnen Enzyme, die Zellstruktur der Raupe aufzulösen. Im zweiten Prozess entstehen neue Zellen, welche die Struktur sowie alle Informationen eines Schmetterlings in sich tragen. In der Wissenschaft werden diese Zellen Imago-Zellen genannt. Sobald die ersten Imago-Zellen in der Raupe entstehen, werden diese vom Raupen-Immunsystem als «Feinde» bzw. Fremdkörper erkannt und bekämpft. Die Imago-Zellen haben jedoch das klare Ziel, ein wunderschöner Schmetterling zu werden. Im Laufe des Transformationsprozesses vermehren sich die Imago-Zellen immer weiter und bilden Zell-Systeme, die sich miteinander vernetzen und Informationen austauschen. So gelingt es ihnen nicht nur, das Raupen-Immunsystem zu überlisten, sondern auch, die «alten» Raupen-Zellen vom Neuen zu überzeugen. In einem magischen Moment versteht das gesamte System, dass der einzig sinnvolle Weg das Neue ist. Dies ist die Geburtsstunde des Schmetterlings.

Imago Transformation - von der Raupe zum Schmetterling

Wie funktioniert die Imago-Transformation in Organisationen?

Unser Verständnis der digitalen Transformation ist der Übergang von der 3. Industriellen Revolution in die 4. Industrielle Revolution bzw. von der Welt 3.0 in die Welt 4.0 (nachzulesen in unserem Buch «Hirn 1.0 trifft Technologie 4.0»). Die Unternehmen, mit welchen wir in den letzten Jahren gearbeitet haben, sind bzgl. Organisations-Struktur, Organisations-Prozessen sowie Führung und persönlicher Haltung auf die Anforderungen der 3. Industriellen Revolution konditioniert. In der Imago-Methapher entspricht das dem Leben der Raupe. Um von diesem Zustand zu einem «Schmetterling» in der Welt 4.0 zu werden und die Digitalisierung zielführend und erfolgreich für sich zu nutzen, empfehlen wir ein Vorgehen in drei Phasen.

Phase 1: Zu Beginn der Transformation beginnen erste Mitarbeiter*innen in unterschiedlichen Bereichen, sich mit den Möglichkeiten und Chancen der 4. Industrielle Revolution zu beschäftigen. Sie generieren erste technische Prototypen oder soziokratisch organisierte Teams und versuchen, den Rest der Organisation vom tollen Neuen zu überzeugen. Das Unternehmens-Immunsystem reagiert hierauf wie die Raupe bei den ersten Imago-Zellen und stösst das Neue ab. Es wird argumentiert, politisiert und teilweise sogar diskreditiert. In dieser Phase ist es wichtig, Mitarbeitende und Teams in der Organisation zu finden, die offen und neugierig sind. Diese sollten mithilfe von konkreten Proof-of-Concepts ausgebildet und befähigt werden.

Phase 2: Mit zunehmender Dauer und ersten Erfolgen gibt es immer mehr Mitarbeiter*innen, die sich für das Neue begeistern. Diese sollten in Communities organisiert und miteinander vernetzt werden – in unserer Metapher entspricht das der Bildung von Zell-Gruppen bei der Raupe. Diese werden nach und nach nicht mehr vom Immunsystem abgestossen. Wurden verschiedene Communities etabliert, kann die Einführung eines «Digital Experience Board» hilfreich sein, welches den Austausch zwischen den Communities moderiert.

Phase 3: Durch das stetige Wachsen des Neuen wird Schritt für Schritt die gesamte Organisation «infiziert». Das eröffnet den Weg für den Wandel zum Schmetterling oder eben für eine Organisation, die fit ist für die Herausforderungen der Zukunft

Die Imago-Strategie steht also für die Entwicklung und Vernetzung von Communities in Unternehmen, die bereits in der Welt 4.0 angekommen sind. Sie ermöglicht es uns, das «Immunsystem» des Unternehmens zu überlisten und so die Digitale Transformation erfolgreich zu gestalten. Beim Lösen von Blockaden nutzen wir neueste Erkenntnisse aus der Hirnforschung, um neue Muster und Verhaltensweisen zu entwickeln.